Immer mehr Arbeitnehmer*innen beantragen im Laufe ihrer beruflichen Karriere einen unbezahlten Urlaub. Das sogenannte "Sabbatical", vom hebräischen Wort für ruhen, wird aus unterschiedlichen Gründen genommen, vorab um persönliche Ziele zu verfolgen, sich weiterzubilden oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.
Zehn Monate reisen, das klingt für die meisten wie ein Traum. Für Caroline de Martines war dieser bis zum vergangenen ersten September Realität, denn die 30-Jährige gönnte sich ein Jahr der beruflichen Auszeit. "Congé sans solde", auch "Sabbatical", also unbezahlter Urlaub, wird in Luxemburg immer beliebter. Spätestens seit der Covid-Pandemie nehmen viele Arbeitstätige ihren Alltag und die damit verbundene Zufriedenheit unter die Lupe und stellen fest: Ein paar Monate oder Jahre der Unterbrechung könnten guttun.
Ob aus Neugierde, einem Gefühl des Festgefahrenseins oder einfach, um sich Zeit für sich und die Liebsten zu nehmen: Wer bei der Karriere den Pauseknopf drückt, kann sich anderem widmen, was sonst im "hustle and bustle" des Alltags gerne mal untergeht. Für de Martines war der Auslöser ein Gefühl von Zeitdruck, "jetzt oder nie", wie die Lehrerin erklärt: "Ich möchte irgendwann Kinder haben und arbeite seit über fünf Jahren, also dachte ich mir, es sei der perfekte Zeitpunkt, um nochmal richtig Gas zu geben und die Welt zu entdecken."
Hauptchallenge: die Finanzen
Gereist ist die 30-Jährige in ihrem Leben schon viel, doch reguläre Urlaube von zwei, hin und wieder mal drei Wochen reichten ihr bislang nicht, um andere Länder und Kulturen auch so zu entdecken, wie sie es sich gewünscht hätte. Der unbezahlte Urlaub sei für sie die perfekte Lösung gewesen, meint de Martines. Nachdem ihr Antrag also vom Regionaldirektor und anschließend vom Bildungsministerium gewährleistet wurde, ging es im September 2023 offiziell los. Der Vorteil als Lehrerin: "Ich hatte natürlich schon ab dem 15. Juli Schulferien, die wurden mir also noch bezahlt." Ecuador, Peru, Bolivien, Chile, danach Sri Lanka, Nepal und Südostasien, dies sind nur einige der Länder und Regionen, die de Martines zuerst mit einer Freundin, danach zusammen mit ihrem damaligen Partner bereiste.
Die Haupt-Challenge: sich das Ganze zu finanzieren. "Es war komplizierter als gedacht. Wir haben versucht, hauptsächlich 'low budget' zu reisen, also keine super Hotels oder teure Busse, aber Reisen ist insgesamt in den vergangenen Jahren viel teurer geworden, sodass unser Budget gesprengt wurde", so die 30-Jährige. Bereits im Vorfeld hatte das Paar ordentlich gespart; sie, indem sie ihr Auto verkaufte und gratis bei ihrem damaligen Freund wohnte, er durch monatelange Überstunden. "Wir haben mit 2.000 bis 2.500 Euro Ausgaben im Monat gerechnet und die braucht man auch definitiv." Das gesamte Jahr zusammen zu reisen, hätte sich das Paar nicht leisten können.
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