Ein Ökodorf mit disruptivem Charakter

Von Christian BlockLex Kleren

Mit dem Restaurant eröffnet in diesem Frühjahr der erste Teil des Benu-Ökodorfs in Esch/Alzette. Mit seinen Initiativen will die Organisation ein Versuchslabor für Upcycling, Kreislaufwirtschaft und Co. sein. Ein Rundgang mit Projektinitiator Georges Kieffer.

Der Weg führt uns vorbei an Arbeitern über hölzerne Platten und Schlamm. Auch wenn die Gebäudefront rechts mit den eigenwillig eingesetzten Fenstern bereits einen bezugsfertigen Eindruck macht, kann man sich noch nicht so recht vorstellen, dass hier im Frühling die ersten Gäste empfangen werden sollen. Aber das zwischen der Rue d’Audun und dem Boulevard John F. Kennedy gelegene Benu-Village („Be New“ ausgesprochen) nimmt definitiv Form an.

Georges Kieffer öffnet die Tür zum Atelier. In einer Ecke stapeln sich Möbelteile und Bretter. Aus dem Holz nicht mehr zum Weiterverkauf geeigneter Altmöbel entstehen hier neue Tische und Schränke, das zukünftige Benu-Mobiliar. Denn neugekauft wird im Ökodorf (fast) nichts. Selbst die Holzbearbeitungsmaschinen stammen aus zweiter Hand; bei den Farben handelt es sich ebenfalls um Restmengen. Davon gebe es so viele, dass sich die Benu-Mitarbeiter*innen jene raussuchen können, die sich aus ökologischen Gesichtspunkten am besten eignen. „Sämtliche Möbel, die später im Village stehen werden, werden selbst gebaut sein. Und können auch von jedem gekauft werden“, sagt der Benu-Initiator. Weil der Rohstoff den gemeinnützigen Verein nichts kostet, bezahlen die Kund*innen dann nur die Arbeitsstunden, die in das Projekt geflossen sind. Auf diese Weise will Benu auf den wahren Preis vermeintlicher Schnäppchen hinweisen. Wer einen Stuhl für 19 Euro erwirbt, der nehme immer auch die Arbeits- und Lohnbedingungen in den jeweiligen Produktionsländern in Kauf. In Ländern wie Bangladesch würden Beschäftigte der Textilbranche etwa mit 83 US-Dollar monatlich vergütet werden, wo laut der Global Living Wage Coalition ein Mindestgehalt von 250 Dollar angemessen wäre.

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