Er kämpft mit Selbstzweifeln, bricht sein Studium ab, findet in der Therapie keinen Zugang. Erst ein illegaler LSD-Trip verändert alles – und gibt ihm Hoffnung zurück. Doch was bedeutet es, wenn Hilfe existiert, aber verboten ist?
Kai (Name von der Redaktion geändert) hadert sein Leben lang mit seinem äußeren Erscheinungsbild. Als er eines Tages LSD nimmt und sich währenddessen im Spiegel anschaut, muss er laut und lange lachen. Der Mann, der ihm entgegenschaut, sieht ganz normal aus, eben wie irgendein Mensch auf dieser Welt. Dass er sich jemals hässlich fand, kommt ihm nur noch absurd vor – und das bleibt auch so. "Ich habe mir seitdem nie wieder Gedanken über mein Aussehen gemacht."
Damals ist Kai 24. Vor seinem Drogenexperiment fühlt er sich depressiv, wofür er jedoch nie eine Diagnose erhalten hat. Sein Studium zum Chemieprofessor bricht er mitten im Master ab. Dann zieht er in eine andere Stadt. "Ich wollte von vorne anfangen", sagt er. Doch auch das neue Studium, Informatik, bringt keine Besserung. Kai verliert sich in den Erwartungen, die andere an ihn haben und hat das Gefühl nicht herausfinden zu können, was er eigentlich selbst will. "Ich machte mir ständig selbst schlecht, redete mir ein, dass ich nichts kann." Er sucht Hilfe bei verschiedenen Psycholog*innen, in die er große Hoffnung steckt. Als das nichts bringt, ist die Enttäuschung umso größer. Jemanden zu finden, von dem er sich verstanden fühlt, habe er bis heute nicht geschafft: "Es matchte einfach nicht".
Stattdessen lernt er jemanden kennen, der Drogen verkauft. "Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon gelesen, dass Psychedelika Menschen mit chronischen Depressionen helfen können." Im Buch How to change your mind beschreibt der Journalist Michael Pollen, wie Psychedelika die Verknüpfungen in unserem Gehirn, die normales Denken ausmachen, zum Teil hemmen oder sogar ganz ausschalten können. "Alles, was man normalerweise denkt: Wer bin ich, was denken andere über mich, was ist mein Status in der Gesellschaft, was habe ich gemacht und was will ich noch tun – das ist alles weg. Es ist Zeit da, einfach nur zu sein", erklärt es Kai.
Illegale Drogen
In Luxemburg gelten psychedelische Substanzen nach dem Betäubungsmittelgesetz als illegale Drogen. Ihre Herstellung, Verteilung, der Besitz und der Konsum sind grundsätzlich verboten – Ausnahmen gibt es nur für medizinische oder wissenschaftliche Zwecke und auch das unter sehr strengen Auflagen. Eine konkrete gesetzliche Grundlage für den therapeutischen Einsatz von Psychedelika existiert in Luxemburg bis heute nicht.
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