Die "Waste Warriors" der Friseursalons

Von Laura TomassiniLex Kleren

Haare, die zu Schadstoff-aufsaugenden Teppichen werden, Aluminiumstreifen, die unendlich wiederverwendet werden können, Farbreste, die nicht im Meer, sondern im Stromnetz landen: durch das Prinzip von Green Circle Salons erhält der Abfall aus Friseursalons ein zweites Leben. Auch Mélissa Achouri hat sich für mehr Recycling entschieden.

Wäscht ein*e Friseur*in ein ganzes Jahr lang jeden Tag einem*r Kund*in die Haare, so verbraucht diese*r jährlich über 14.000 Liter Wasser und 1.252 Kilowattstunden Energie. Der CO2-Fußabdruck liegt demnach pro Kund*in bei 579 Kilogramm, so die Berechnungen von Eco Hair and Beauty, einer Initiative für mehr Klimabewusstsein bei Friseur*innen der britischen Southampton University. Rechnet man den Verbrauch hoch auf die reale Anzahl an Salonbesucher*innen pro Jahr, wird schnell klar: Der Impakt der Friseurbranche auf die Umwelt ist enorm, ganz zu schweigen von den vielen Abfallstoffen, die beim Schneiden, Färben und Stylen von Haaren entstehen.

Über eine Million Angestellte arbeiten europaweit in rund 400.000 Friseursalons, so die Schätzung der niederländischen Initiative Green Salon. Bedenkt man, dass rund 350 Millionen Kund*innen sich regelmäßig hier ihre Haare schneiden oder frisieren lassen, entsteht ein Netzwerk, dessen sozialer Impakt eigentlich bahnbrechend sein könnte – könnte, denn in Realität wird von dieser Reichweite nur begrenzt profitiert und Salons arbeiten alleinstehend, nicht kollaborierend. Dennoch sind "Friseure in einer einzigartigen Position, um den Klimawandel zu bekämpfen", meint Dr. Denise Baden, Professorin für nachhaltiges Wirtschaften an der Southampton Business School der oben genannten Universität.

Wenig Raum für Innovationen

Die Dozentin und Leiterin des Eco Hair and Beauty Projektes analysiert, wie der Einfluss des Friseurgewerbes auf unser Klima positiv beeinflusst werden könnte, dies durch leicht umsetzbare Veränderungen im Tagesablauf von Friseur*innen, die viel bewirken. Haare nur ein- statt zweimal zu waschen und statt warmen nur lauwarmes Wasser zu nutzen, spart dem Planeten so etwa 286.000 Liter und 24.150 Kilowattstunden Energie pro Jahr – der Kasse des Gewerbes hingegen rund 5.300 Pfund Sterling (umgerechnet 6.182 Euro). Eine Win-win-Situation eigentlich, wäre da nicht ein Haken.

"Frühe Anwender sozialer Innovationen verfügen in der Regel über mehr Jahre formaler Bildung, größere Rationalität, einen höheren IQ, höhere Ambitionen und Berufe mit höherem Status als späte Anwender", so Dr. Baden in einem Interview von 2014 gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian. "Keines dieser Merkmale ist typisch für Friseure. Daher ist es nicht überraschend, dass unsere Pilotstudie keine Beispiele dafür gefunden hat, dass Friseure bei Nachhaltigkeitsinnovationen eine Vorreiterrolle einnehmen."

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