Die (therapeutische) Macht der Tiere

Von Laura TomassiniLex KlerenMisch Pautsch

Manchmal muss der*die Therapeut*in pelzig sein, das zeigt der Erfolg tiergestützter Therapien. Dass Hund, Pferd, Esel, Meerschwein und Co. dabei eigentlich oft eher die Vermittlerrolle übernehmen, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ohne sie manche Patient*innen in ihrer Behandlung nicht da wären, wo sie heute sind.

Es genügt manchmal ein treuer Blick, ein leises Schnaufen oder das Gefühl des weichen Fells unter der Hand: Der Blutdruck sinkt, das Gemüt wird ruhiger und so manche Sorge scheint wenigstens für einen Moment vergessen. Tiere sind nicht nur beliebte Gefährten im Alltag, sondern ebenfalls vierbeinige Seelsorger, die das ein oder andere Leid durch ihre reine Anwesenheit lindern können. Das Wissen um die Wirkung eines Tieres auf den gesamten Organismus des Menschen ist seit Jahren der Grundpfeiler für alternative Behandlungsmöglichkeiten, die gemein unter den Begriff tiergestützte Therapien fallen.

Gemächlich wird auch Luxemburg auf die Erfolge letzterer aufmerksam, denn Tiere als Assistenten während Therapiesessions sind vielseitig einsetzbar. In Monnerich bedient man sich seit fast 40 Jahren der tierischen Helfer. Insgesamt 14 Pferde stehen der Association Thérapie Equestre (A.T.E.) zur Verfügung, um vor allem Kinder und Jugendliche mit körperlicher oder geistiger Behinderung bei ihrer Behandlung zu unterstützen. Jasman, Donnie, Turbo, Jolly Jumper und Co. sind dabei sowohl in der Hippotherapie als auch im heilpädagogischen Reiten und Voltigieren (Übungen auf dem im Kreis laufenden Pferd) und im therapeutischen Reiten wahre Profis.

Ergotherapie auf dem Pferd

Zum Team, das die tierischen Mediateure betreut, gehört seit 2006 Physio- (Kiné) und Hippotherapeutin Sabrina Lichter. Während krankengymnastischer Einzelbehandlungen auf dem Pferd übt die 38-Jährige mit ihren Patient*innen Körperspannung, gerades Sitzen, Gleichgewicht und andere eigentlich alltägliche Bewegungsabläufe, die durch eine angeborene Krankheit jedoch zur Hürde werden können. „Wir sehen hier extrem viele Krankheitsbilder, sei es eine Hemiplegie, also eine Halbseitenlähmung, Spastiken, Tetraplegien, die unter die Querschnittslähmungen fallen, neurologische Erkrankungen, Multiple Sklerosen, Parkinson und so weiter“, erklärt Sabrina.

Pferde eignen sich für ergotherapeutische Behandlungen vor allem durch ihre Beckenbewegungen gut, denn diese sind der menschlichen Motorik quasi identisch. „Wenn wir gehen, dann bewegt sich unser Becken in drei Dimensionen. Beim Sitzen auf einem Pferd entsteht dieselbe Stimulation, wodurch die Muskulatur des Patienten so aufgebaut werden kann, als würde er selbst sauber laufen“, so die Therapeutin. Im „ Kiné”-Kabinett könne sie nur auf einer Ebene mit ihren Kund*innen arbeiten, während beim Pferd gleichzeitig alle drei aktiviert werden und das Training so intensiver ausfällt.

Kinder mit schlaffer Parese, die von sich aus keine Körperspannung besitzen, üben so sich aufzurichten und können oftmals innerhalb einiger Monate gerade sitzen. Auch bei Menschen mit Spastiken zeigt die Pferdetherapie spürbar Wirkung, da die Gliedmaßen lockerer werden und somit auch die Schmerzen sich lösen, zumindest für ein paar Tage. „Kinder, die viel speicheln, produzieren bis zu zwei Tage nach der Therapie fast gar keine überschüssige Spucke mehr, da ihre Mundmotorik besser wird“, berichtet Sabrina zudem. Bei ihren Hippotherapie-Sessions sitzt sie entweder mit ihren Patient*innen auf dem Pferd, oder geht daneben, um die kleinen Reiter*innen seitlich zu sichern.

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