Wer ein Unternehmen gründet oder den Beruf in eigenem Namen ausübt, tut dies nicht aus Leichtfälligkeit, denn oft scheinen die Hürden der Selbstständigkeit die Vorteile zu überwiegen. Und dennoch: Drei Selbstständige erzählen, weshalb sie für kein Geld der Welt wieder als Angestellte arbeiten würden.
Risikobereitschaft, Selbstmanagement, Durchhaltevermögen: all diese Charaktereigenschaften brauchen Unternehmer*innen und Selbstständige. Sie tauschen Flexibilität gegen Sicherheit, Routine gegen Abenteuer, und all dies, um ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Wer allerdings nicht mehr unter einem*r Boss arbeitet, sondern selbst zu einem*r wird, der*die "kämpft" auch tagtäglich gegen ein Luxemburger System, das eigentlich einen geregelten Werdegang fördert – von Schule zu Uni oder Ausbildung, zum Job als Angestellte*r, klassisch im 9-to-5-Modell, auch wenn dieses an sich immer mehr ins Schwanken gerät. Am 30. November 2022 gab es in Luxemburg laut EURES (European Employment Services) 29.383 Selbstständige, darunter 5.966 Grenzgänger*innen.
Einer von ihnen ist Thomas Chalant, Gründer von Comber Logistics, einem Logistik-Dienstleistungsunternehmen in Düdelingen, welches seit Juli 2023 operationell ist und seinen Kund*innen die Lagerung von Ware, Vorbereitung von Bestellungen sowie die Verwaltung von Versand und Rücksendungen anbietet. Gegründet hat der 38-Jährige die Firma bereits im Vorjahr – um vorbereitet zu sein, denn Chalant kennt den Sektor seit Langem. "Ich habe über zehn Jahre für eine Firma desselben Bereiches gearbeitet. Ein eigenes Unternehmen zu gründen, war für mich eine Premiere, da ich zuvor aber schon in einer Managerposition war, war das meiste für mich kein Neuland." Die einzige Challenge, die Chalant bis dato noch nicht gekannt hatte: die Suche nach der nötigen Finanzierung.
Spießrutenlauf Finanzen
Zwar fand der Unternehmer recht schnell einen Investoren, die Diskussionen mit den Banken verliefen allerdings nicht so, wie er sich dies vorgestellt hatte: "Diese sagen nur Ja oder Nein, einen Rat erhält man dort nicht." Das Zustimmungsschreiben der Société Nationale de Crédit et d’Investissement, kurz SNCI, tat das Finanzinstitut ab, schließlich habe Chalant eigene Garantien, sprich eine Wohnung neben dem Eigenheim. Nur: Einige Monate später brauchte der Unternehmer erneut Finanzen, da sich bei der Gründung einige Überraschungen auftaten, aber siehe da – die Kredite der SNCI dienen nur zum Start, nicht aber als anschließender Kassenbestand. Für Hilfe von dieser Seite war es also zu spät.
Das Thema Finanzen spielt auch heute, ein gutes Jahr nach der Betriebsaufnahme von Comber Logistics, eine große Rolle, denn bis ein Unternehmen wirklich läuft und rentabel wird, dauert es nun mal einige Jahre. "Es ist relativ unglaublich, wenn man bedenkt, wie viel einem Banken als Privatperson fürs Haus leihen, und wie wenig es für ein Unternehmen ist." Als "Anti-Business" bezeichnet der Unternehmer die Einstellung Luxemburger Finanzinstitute sowie das System der staatlichen Beihilfen, welches häufig nicht der Timeline einer Firma entspricht: "Es gibt einige Tools, die aber unpraktisch sind. Etwa kann man eine Beihilfe für Erstgründungen beantragen, dies aber nur bis maximal sechs Monate nach Ausstellung der Niederlassungsbescheinigung. Hat man sein Unternehmen aber schon eher gegründet, wie es bei mir der Fall war, ist die Deadline hin."
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