Der Irrglaube an Beleuchtung und Sicherheit

Von Misch Pautsch

In Luxemburg leuchten die Nächte hell – oft unnötig und teuer. Trotz weit verbreiteter Annahmen gibt es keinen klaren Zusammenhang zwischen Beleuchtung und Sicherheit. Der übermäßige Einsatz von Licht trügt das Sicherheitsgefühl, belastet die öffentlichen und privaten Brieftaschen und schadet der Umwelt. Experten fordern ein Umdenken.

"Schuld ist ja eigentlich Tatort", seufzt Daniel Gliedner. Als Lichtberater im Naturpark Our hat er sein berufliches Leben dem Kampf gegen übertriebene, unnötige und schlichtweg schlechte Beleuchtung gewidmet. Es ist, wie er selbst sagt, eine Herausforderung. Licht ist seit prähistorischen Zeiten ein Symbol von Sicherheit, wortwörtlich und metaphorisch. Es hat dem Zeitalter der Aufklärung seinen Namen "Lumières" gegeben und die Erfindung der Glühbirne durch Thomas Edison 1880 ist wohl eine der bedeutendsten Errungenschaften der Menschheit, die uns vom natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus unabhängig gemacht hat. Heute ist Licht jedoch vor allem eines: vergleichsweise billig.

Was billig ist, wird gerne etwas zu großzügig verwendet – und wird dadurch ironischerweise wieder sehr viel teurer, als es müsste. "Seit der Erfindung der Glühbirne gab es eigentlich immer nur eine Richtung: effizienter und mehr beleuchten", fasst der Lichtberater die vergangenen 140 Jahre seit Edisons Geistesblitz zusammen. Doch statt von der höheren Effizienz zu profitieren, um den Verbrauch zu senken, wurde dieser noch weiter erhöht. Heute glüht fast alles im effizienten LED-Licht – Straßen und Brücken, Häuserwände und Werbeplakate, Parkplätze und in Wohnungen. Das Resultat: Auf Lichtverschmutzungskarten glühen Ballungszentren wie Rave-Partys. Luxemburg Stadt wird so nonstop mit dem Äquivalent von acht Vollmonden bestrahlt. In Esch-Alzette sind es sieben und in Petingen fünf. Am dunkelsten ist es in Wahl, mit weniger als einem Vollmond, gefolgt von Grosbous und Bauschleiden.

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