Den Beruf versaut

Von Christian BlockLex Kleren

Covid–19, Schweinepest, Ukraine–Krieg: Der Schweinesektor hat eine Achterbahnfahrt sondergleichen hinter sich. Claude Loutsch hat sie an den Rand des Ruins getrieben. Über einen Landwirt, der aussteigen will.

Claude Loutsch verteilt Plastiküberzieher für die Schuhe an seinen Besuch. Dann geht er den Weg hinauf zu einem alten, umgebauten Maststall und öffnet die Vorhänge, die vor Wind schützen. Neugierige Nasen lugen über das Gatter. In diesem Außenklimastall hält der Landwirt gedeckte Jungsauen, die noch nicht geferkelt haben, getrennt vom Rest der Herde. Ihr Futter holen sich die Tiere an einer Abrufstation ab. Über einen Chip im Ohr wird das Tier individuell erkannt und bekommt so seine Tagesration. Hier im Stroh könnten sich die Tiere austoben, sagt er.

Zu diesem Stall führt der Landwirt Kund*innen, die das Fleisch direkt bei ihm kaufen und mehr über die Haltung und Aufzucht erfahren wollen. Natürlich spielt sich der Großteil der Produktion in konventionellen, geschlossenen Ställen ab.

Wie quasi alle landwirtschaftlichen Betriebe im Land hat sich der in der 400-Einwohner*innen-Ortschaft Hovelingen gelegene Hof in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spezialisiert. Ende der 1970er Jahre fiel die Entscheidung. Die knapp zehn Kühe verschwanden, aus den circa zehn Sauen wurden im Laufe der Jahre 350. Damit zähle der Fierkelshaff inzwischen zu den größten Zuchtbetrieben im Land, sagt Loutsch und wirkt dabei fast selbst überrascht.

Die Schweineproduktion ist stark getaktet. „Bei uns werden 800 Ferkel im Monat geboren“, führt er aus. Alle vier Wochen ferkelt eine von fünf Gruppen à etwa 70 Sauen ab. „Wir haben damals als Familienbetrieb ein größeres Gruppensystem beschlossen, um auch mal Freizeit haben zu können.“ Der Preis dafür sind stressige Wochen wie diese, in der eine Gruppe ferkelt und eine andere gedeckt wird. Mit acht Stunden sei es in diesen Phasen nicht getan, sagt er. Den Alltag managt er, der nebenbei auch noch ein Schöffenmandat wahrnimmt, zusammen mit einem Mitarbeiter. 60- oder 70 Stunden-Wochen sind für ihn keine Seltenheit.

Du willst mehr? Hol dir den Zugang.

  • Jahresabo

    185,00 €
    /Jahr
  • Monatsabo

    18,50 €
    /Monat
  • Zukunftsabo für Abonnent*innen im Alter von unter 26 Jahren

    120,00 €
    /Jahr

Du hast bereits ein Konto?

Einloggen