"Bei mir wäre noch viel mehr Law and Order"

Von Pascal SteinwachsLex Kleren

Das Parlament hat sich in die Sommerpause verabschiedet. Für uns der ideale Zeitpunkt, den Fraktionsvorsitzenden nach den ersten Monaten der neuen Legislaturperiode auf den Zahn zu fühlen. Wir setzen unsere Serie mit adr-Fraktionschef Fred Keup fort.

Als wir Fred Keup vor dreieinhalb Jahren zum ersten Mal interviewten, da saß er gerade erst einige Monate für die adr im Parlament. In Zwischenzeit hat seine Partei mit fünf Abgeordneten wieder eine Fraktion, deren Präsidentschaft der 44-Jährige übernommen hat. Den Parteivorsitz hat er dafür aufgegeben.

Lëtzebuerger Journal: Warum sind adr-Politiker*innen eigentlich immer so aggressiv? Ihr Fraktionskollege Tom Weidig verbringt viel Zeit damit, auf Social Media zu provozieren und zu pöbeln. Die Präsidentin der adr Fraen, Sylvie Mischel, poltert auf Facebook gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, worauf sie sogar kurzzeitig von ihren Parteiämtern zurücktreten muss, derweil Sie, als neuer, starker Mann Ihrer Partei, bekanntlich öfters mal auf die Gossensprache zurückgreifen. So haben Sie Serge Tonnar in den sozialen Medien vor einiger Zeit vorgeworfen, und das ist nur ein Beispiel, das uns gerade einfällt, "keng Jicken" zu haben, um mit in die Wahlen zu gehen.

Fred Keup: In der politischen Debatte muss man sich eben manchmal überspitzt ausdrücken. Wir sind jedoch friedliche Leute.

Serge Tonnar hat anschließend ja sogar ein Lied über Sie geschrieben, de Faktefred, nachdem Sie zu der ganzen Debatte um ihren Vizepräsidenten Dan Hardy mehr oder weniger sagten, dass Ihnen das alles "komplett Wurscht" sei. Hardy hatte das Logo des SHAEF (Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force), welches ein Symbol in der Reichsbürgerszene ist, eine Zeit lang als Profilbild auf WhatsApp benutzt.

Diese Aussage hatte ich eine Woche vor den Wahlen in einem Gespräch mit dem Radio 100,7 gemacht. Ich wusste natürlich, was mich bei diesem links-grün eingestellten Radio erwarten würde, das uns nicht gerade gerne eine Bühne bietet, und wenn doch, dann eher, um uns eine Falle zu stellen. Es fing dann auch direkt mit einer suggestiven Frage und allen möglichen Unterstellungen an, so dass ich mir vornahm, dieses Spielchen nicht mitzumachen. Dann kam auch die Geschichte mit diesem Reichsbürgerzeichen, das kein Mensch kennt, und dessen Verbindung Dan Hardy gar nicht bewusst war …

Na ja …

Dieses Zeichen wurde damals in der Szene derjenigen Leute benutzt, die sich gegen die Corona-Regeln gewehrt haben. Als Luxemburger hat man ja wohl nichts mit einem Reichsbürger zu tun. Und da die Fragen meiner Meinung nach nicht fair waren, habe ich irgendwann eben gesagt, dass es mir "komplett Wurscht" sei.

Bereuen Sie denn inzwischen Ihre Reaktion?

Nein, absolut nicht. Ich würde es noch einmal genau gleich machen!

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