Auf der Suche nach der Grundsatzdebatte

Von Christian BlockLex Kleren

Das Gesetz zur Öffnung von Direktionsposten in spezialisierten Lyzeen für Kandidaten aus der Privatwirtschaft liegt nach breitem Widerstand vorerst auf Eis. Doch die Stimmen, die vor einer schleichenden Privatisierung der öffentlichen Schule warnen, werden lauter. Ausgang ungewiss.

Die Welle der Aufregung im Zusammenhang mit Gesetzesprojekt 7662 hat sich vorerst gelegt. Nach breitem Widerstand wurde das Gesetzesvorhaben von der Tagesordnung der Parlamentssitzung vom 18. November genommen. Doch weder ist das Reformvorhaben damit vom Tisch, noch sind die Bedenken zahlreicher Akteure ausgeräumt, die vor einer Privatisierung der öffentlichen Schule warnen.

So auch für Ana Pinto. Sie hat mit Unterstützung von Lehrkräften eine Petition ins Leben gerufen, mit der sie sich spezifisch gegen das Gesetzesvorhaben zur Öffnung von Direktionsposten in vier berufsausbildenden Lyzeen für Kandidaten aus der Privatwirtschaft ausspricht, aber auch ein „Stopp der Privatisierung der öffentlichen Schule“ einfordert. Sie greift damit Bedenken auf, die von einer Gewerkschaft wie dem Syndikat für Erziehung und Wissenschaft (SEW/OGBL) bereits seit Jahren geäußert werden und zunehmendes Echo zu finden scheinen. So wuchs etwa binnen kürzester Zeit eine von Lehrkräften initiierte private Facebookgruppe „für fachlich und pädagogisch qualifiziertes Personal in unseren Schulen und Direktionen“ und „gegen die Privatisierung der öffentlichen Schule“ auf mehr als 4.460 Mitglieder an. Mehr als 4.800 Personen unterstützten die auch von Lehrergewerkschaften beworbene Petition. Am 3. Februar um 10.30 Uhr wird es zur Anhörung und Diskussion im Parlament kommen.

Pädagogische Kenntnisse erforderlich

Dabei lehnen Ana Pinto und ihre Mitstreiter eine Öffnung von leitenden Posten in Schulen nicht grundsätzlich ab. Allerdings müssten potenzielle Bewerber*innen neben soliden Kenntnissen in den drei offiziellen Sprachen sowie Englisch mindestens zehn Jahre an Erfahrung vor einer Klasse in Vollzeit mitbringen und auch die „nötigen Qualifikationen als Mensch“. „An der Spitze einer Schule braucht man eine Person mit multidisziplinären Talenten und besonders Erfahrung im Schulwesen, weil das einer der wichtigsten Faktoren ist, was den Umgang mit jungen Menschen und ihrer Motivation angeht“, teilt Ana Pinto in einer mit anderen Lehrkräften verfassten schriftlichen Stellungnahme auf Fragen des Lëtzebuerger Journal mit. In der Schule gebe es heute „viele menschlichen Schicksale, die ein offenes Ohr, viel Verständnis und Geduld erfordern“. Einer der Lehrer, der die benannte Facebook-Gruppe mit ins Leben gerufen hat, fügt im Gespräch hinzu, dass pädagogische Kenntnisse der Direktion etwa dann zum Tragen kommen, wenn sich Eltern und Schule uneins sind oder Schüler die Benotung einer Prüfung anfechten. Neben Verhandlungsgeschick seien auch Mehrsprachigkeit und Kenntnisse der Schulgesetzgebung erforderlich. Managerqualitäten wie Effizienzdenken würden hingegen nicht gebraucht.

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