Mit knapp 24 Jahren hat Benyamin Atary bereits sein Geschäft als Immobilienmakler gestartet. Als Geflüchteter, der allein aus dem Iran kam, wusste der junge Mann von klein auf, dass er einmal selbstständig werden würde. Eine echte Charakterstärke. Ein Porträt.
Er ist „ordentlich“, wie man so schön sagt. Sein Haar ist sauber geschnitten und mit genau der richtigen Menge Gel versehen, er trägt einen makellosen schwarzen Anzug, eine Brille, nur eine Tätowierung auf seiner rechten Hand verrät einen kleinen Anflug von Verrücktheit. Benyamin Atary ist jung, aber er fühlt sich wohl, wenn er von seinem Werdegang erzählt. Es ist sechs Jahre her, dass er seine Koffer im Großherzogtum abgestellt hat, eher zufällig. Als er aus vorwiegend politischen Gründen den Militärdienst im Iran verweigert, beschließt der junge Mann, dass es nur eine Lösung gibt: aus seinem Land zu fliehen. Er ist sogar bereit, zu Fuß zu gehen, aber seine Eltern raten ihm davon ab. Auf dem Luftweg gelangt er bequem nach Luxemburg und erhält so seinen Geflüchtetenstatus. Aber warum ausgerechnet das Großherzogtum? „Wir haben entfernte Verwandte, die bereits hier waren, so dass ich die Verbindung herstellen und bei meiner Ankunft einige Zeit bei ihnen bleiben konnte. Natürlich wusste ich anfangs nichts über das Land, ich musste erst auf einer Karte nachschauen, um festzustellen, dass es keine Region in Deutschland ist!“
Benyamin ist ehrgeizig und versucht seit seiner Ankunft, sich seine Unabhängigkeit zu verdienen. Als Kellner und später Barmanager im Restaurant Chiche, das ausschließlich Geflüchtete beschäftigt, lernt er das Handwerk und baut sein Adressbuch aus. Seine Pläne gehen natürlich in Richtung Gastgewerbe: „Ich hatte viele Ideen im Kopf, um mein eigenes Geschäft zu gründen, wie den Import/Export von Autos, dann aber habe ich mir einen Foodtruck gekauft, mit dem ich auf Festivals fahren wollte. Leider hat Corona all meine Pläne zunichte gemacht“, erzählt er. Aber er lässt sich nicht unterkriegen, im Gegenteil. Er verkauft den Truck schnell wieder und sucht nach Lösungen.
Die Bedeutung des Netzwerks
Es ist sein Netzwerk, auf das er sich verlassen kann. Er lernt den Immobilienmagnaten und Chiche-Mitbetreiber Pitt Pirrotte kennen, der sein Mentor wird. Er ist zu dieser Zeit sehr stark in das Chiche-Projekt involviert, obwohl er heute nur noch zwei Prozent der Anteile an dem Restaurant besitzt. Er nimmt Benyamin unter seine Fittiche und bietet ihm mitten in der Pandemie, als das Chiche für viele Wochen geschlossen werden muss, einen Job in einem Architekturbüro an. Benyamin hat im Iran Informatik studiert, er hat keine Ahnung von Architektur oder Immobilien, aber er ist lernbegierig: „Ich habe alles über das Bauwesen in Luxemburg gelernt, vor allem über die Verwaltung. Das hat mir viel über den Sektor beigebracht und es hat mir auch ermöglicht, aufgrund der gesammelten Erfahrung mein Diplom als Immobilienmakler zu machen“, ein Diplom, das er in zwei Jahren mit den Kursen der Handelskammer absolviert.
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