„Als Polizei können wir ja nicht wegschauen“

Von Pascal SteinwachsLex Kleren

In Vorwahlzeiten gehört die öffentliche Sicherheit regelmäßig zu den meistdiskutierten Themen – auch in Luxemburg. Wir sprachen mit der Spitze der Polizeigewerkschaft, die unter anderem eine Reform der Polizeiausbildung fordert.

Dass die Polizeigewerkschaft nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg hält, dürften inzwischen die meisten mitbekommen haben. So ist Präsident Pascal Ricquier, der dem Syndicat National de la Police Grand-Ducale nun schon seit zehn Jahren vorsteht, in puncto Ressortminister gar der Meinung, dass „wir bis jetzt immer nur Minister hatten, die keine Ahnung hatten“.

Dem Interview wohnte neben Ricquier auch Marco Richard, Erster Vizepräsident der SNPGL, bei, die rund 90 Prozent der aktiven Polizisten vertreten soll. Das Gespräch fand kurz vor der Urteilssprechung über die tödlichen Schüsse in Bonneweg und vor dem aus dem Ruder gelaufenen Polizeieinsatz auf dem Bartringer Weihnachtsmarkt in den Räumlichkeiten der SNPGL statt.

Lëtzebuerger Journal: Vor kurzem befragten wir Luc Schiltz, der durch seine Rolle als Inspektor Capitani in der gleichnamigen Erfolgsserie ja der inzwischen wohl bekannteste Luxemburger Polizist sein dürfte, nach seinem Verhältnis zur Polizei. Daraufhin meinte dieser, dass er in Präsenz eines*einer Polizist*in immer das Gefühl habe, ein Dieb zu sein. Dieses Gefühl, irgend etwas falsch gemacht zu haben, teilen viele Leute, wenn sie von der Polizei angehalten werden. Warum ist das so?

Pascal Ricquier: Das kommt noch von früher, als man noch mehr Angst vor der Polizei hatte als heute. Die jungen Leute haben inzwischen aber keine Furcht mehr vor der Polizei. Auch war der Respekt vor der Polizei früher größer. Der Respekt vor einer Uniform ist nicht mehr da.

Ist der Polizeiberuf heute schwieriger als noch vor einigen Jahren? Der sehr schlechten Stimmung nach zu urteilen, die laut Aussagen Ihrer Gewerkschaft bei der Polizei herrschen soll, können Sie diese Frage ja nur mit einem klaren Ja beantworten.

Pascal Ricquier: Unser Beruf ist viel komplizierter geworden. Auch haben wir nicht genug Leute. Es kommen immer neue Aufgaben dazu, aber es fallen keine weg, und irgendwann kann das nicht mehr aufgehen. Wenn unsere Leute keine Überstunden machen würden, dann würden sie ihre Arbeit gar nicht schaffen.

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