Es ist ein Diskurs, der bereits von Vielen geführt wurde, gleichzeitig jedoch nur ungern angesprochen wird: Die Diskussion um die korrekte Bezahlung von freischaffenden Künstler*innen. Während die Professionalisierung des Sektors das Stichwort 2022 ist, fehlt von angemessenem Entgelt vielerorts immer noch jede Spur.
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„Wie kann man Wert chiffrieren? Darauf habe ich leider auch keine Antwort – es gilt halt das ‚trial and error‘-Prinzip“, so eine der einschlägigen Fragen von Marc (Name von der Redaktion geändert), der seit fünf Jahren als professioneller Musiker und Komponist in Luxemburg arbeitet. Die Rede ist von der Bezahlung von Selbstständigen des hiesigen Kunst- und Kulturmilieus. Mal ist sie lachhaft niedrig, mal muss man ihr hinterherlaufen, mal bleibt sie von vorneherein aus – nicht etwa, weil die vereinbarte Dienstleistung nicht erbracht wurde, sondern einfach, weil man Kunstschaffende*r ist.
Erst Anfang Juni machte ein lokaler Verein in den sozialen Netzwerken negativ auf sich aufmerksam, dies durch einen offiziellen Casting-Aufruf für professionelle Tänzer*innen. Für eine Szene im Film Dany Cage, dessen Produktion mitunter vom Luxemburger Filmfonds unterstützt wird, suchten die Macher*innen online nach Professionellen des Tanzmilieus, um sich zu den ikonischen Klängen von Jimi Hendrix, The Doors oder The Rolling Stones zu bewegen. So weit, so gut, wäre da nicht ein kleiner Haken: Für acht Stunden Arbeit winkte eine Gage von 50 Euro – also gerade einmal 6,25 Euro pro Stunde.
Unterbezahlung auf dem Tagesmenü
Etwa zwei Wochen später sorgte ein weiterer Zwischenfall für Unmut im Luxemburger Kunstmilieu: Die bekannte nationale Indie Folk Band The Tame and the Wild postete öffentlich über ihren Rückzieher beim Fräiraim Festival der Philharmonie, das am selben Wochenende stattfand. Der Grund: Keine Gage für die auftretenden Musiker*innen. Während im Falle des Casting-Aufrufs die gepostete Erklärung, es handele sich um eine Statist*innenrolle in einem durch Vereinsmittel bezahlten Filmprojekt und nicht um einen Bühnenauftritt oder Choreograph*innen-Job, noch am selben Tag mitsamt Anzeige gelöscht wurde, verwies die Philharmonie auf Nachfrage auf die Tatsache, es habe sich von Anfang an um ein Amateur-Festival ohne Honorar-Leistung gehalten – das habe das Kulturhaus deutlich kommuniziert. Dabei befanden sich unter den eingeladenen Gästen für die Original-Ausgabe vor der Covid-Pandemie jedoch nicht nur Hobby-Bands, sondern ebenfalls bekannte Musiker*innen wie der Luxemburger Serge Tonnar, der ebenfalls hätte auf „freiwilliger Basis“ sollen auftreten.
Für keine von beiden Aktionen hat Marc Verständnis, denn als freischaffender Künstler machen ihn solche Anekdoten missmutig. „Man muss das Ganze einfach mal in Verhältnis zueinander sehen: Wenn man in der Autowerkstatt seine Reifen wechseln lässt, bezahlt man 80 Euro pro Arbeitsstunde. Warum soll ich als Künstler also nur sechs Euro verrechnen?“ Unterbezahlung oder dreiste Anheuerungen auf „freiwilliger“ Basis seien jedoch im Kunst- und Kulturmilieu keine Rarität, sondern gehören schon fast zum Alltag. „Wir haben mit unserer Band schon öfters in großen Venues zwei Tage lang zu Dritt gearbeitet, um insgesamt 300 Euro dafür zu verdienen. Bei sowas kann ich einfach keinen mehr ernstnehmen, wenn von Professionalisierung des Sektors die Rede ist“, so der Komponist.
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