Von der Freiheit zu betteln

Von Audrey SomnardLex Kleren Für Originaltext auf Französisch umschalten

Das Betteln in der Stadt stört und führt zu heftigen Diskussionen. Wir haben einen Philosophieprofessor sowie religiöse Verantwortliche befragt und versucht zu verstehen, warum das Betteln unserer Gesellschaft so viele Probleme bereitet.

Sie sind aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Bettler*innen gab es schon immer, aber das Phänomen wird manchmal von organisierten Banden begleitet, die nichts mehr mit zerschlagenen Lebenswegen zu tun haben. Vor kurzem wollte die Stadt Luxemburg bestimmte Formen des Bettelns im Stadtzentrum verbieten – Maßnahmen, die auch andere Tourist*innenstädte in Europa ergreifen. Die Politiker*innen wollen damit nicht nur den Menschenhandel bekämpfen, sondern auch die Attraktivität dieser Orte für Tourist*innen steigern. Die Armen werden also von den Stadtzentren ferngehalten.

Abgesehen vom politischen Aspekt wirft die Verbannung des Bettelns aus dem öffentlichen Raum verschiedene Probleme auf, insbesondere ethischer Art. Dietmar Heidemann, Professor für Philosophie an der Universität Luxemburg, erklärt: "Es handelt sich natürlich in erster Linie um ein ethisches Problem. Ein Problem, das nicht neu ist und das uns seit der Antike bekannt ist. Aber die Geschichte bis heute konfrontiert uns wirklich mit einer der grundlegendsten Herausforderungen. Es geht um die Freiheit, frei zu denken, um die Freiheit, sich im öffentlichen Raum zu bewegen. Und dann natürlich um die Dimension des Zwangs. Kann die Stadt oder eine öffentliche Behörde, wer auch immer sie sein mag, in die persönliche Freiheit von jemandem eingreifen, die, sagen wir, zumindest auf höchster Ebene sozusagen durch das europäische Recht geschützt wird? Kann eine öffentliche Behörde, sei es die Stadtverwaltung von Luxemburg, das Ministerium oder sogar eine internationale Organisation, so eingreifen, dass das individuelle Recht respektiert wird?"

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