Unordnung in der Lieferkette

Von Audrey SomnardLex Kleren Für Originaltext auf Englisch umschalten

Die Covid-Krise hat die weltweite Produktion stark gebremst. Fast zwei Jahre später sind die Lieferketten in vielen Sektoren immer noch gestört. Benny Mantin, Professor und Direktor des Luxemburgischen Zentrums für Logistik und Supply Chain Management (LCL), erklärt dem Lëtzebuerger Journal, warum sich die Lage noch nicht wieder normalisiert hat.

Engpässe, Verzögerungen, leere Regale, höhere Preise, Vorratshaltung. Es kann Monate dauern, bis bestimmte Produkte ankommen. Die Probleme in der Versorgungskette nehmen zu, und die Auswirkungen sind in fast allen Wirtschaftszweigen zu spüren. Das Baugewerbe beispielsweise wurde durch die drastische Verknappung von Materialien in Verbindung mit hohen Stahl- und Holzpreisen schwer getroffen. Der Automobilsektor hat unter der anhaltenden Mikrochip-Knappheit gelitten. „Die derzeitige Situation ist eine komplexe, heikle und verwickelte Reihe von Ereignissen, zu denen die Pandemie, langfristige Trends in der Entwicklung der globalen Industrien und Lieferketten sowie Handel und Politik gehören. Die Pandemie ist der sichtbarste Verursacher“, sagt Benny Mantin, ein Experte für Lieferketten an der Universität Luxemburg. Zunächst hat die Abriegelung fast die gesamte Produktion gestoppt. Alle gingen nach Hause, Fabriken stellten die Produktion ein, Frachtschiffe blieben im Hafen. Die Nachfrage brach über Nacht ein, als hätte die Welt aufgehört, sich zu drehen. Aber da viele Länder ihre Maßnahmen gelockert haben, zieht die Nachfrage wieder an: „Das Angebot ist bestrebt, mit dem Tempo Schritt zu halten, kann dies aber nicht so schnell tun. Zwei Haupthindernisse sind die Produktionskapazitäten und die langen Lieferketten“, erklärt Mantin.

Das Problem ist komplex. Einer der größten Engpässe betrifft derzeit Mikrochips. Die Nachfrage ist so groß, dass die Produktion ins Hintertreffen gerät: „Die Nachfrage ist 30 % höher als vor zwei Jahren. Die Produktion hat Mühe, damit Schritt zu halten“. Und es geht nicht nur um ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Die gesamte Versorgungskette wurde durch diese Krise nachhaltig gestört. Wie bei einem Dominoeffekt kann sich alles, was in der umfangreichen Kette schiefläuft, auf die Lieferung eines Produkts auswirken. In einem Zeitalter, in dem die Kund*innen daran gewöhnt sind, alles online zu bestellen und die Lieferung innerhalb weniger Tage zu erwarten, stellt dies sicherlich eine große Herausforderung für viele Branchen dar.

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