Psychologische Belastung im Polizeialltag

Von Yannick GaaschLex KlerenMarc Lazzarini

Polizist*innen werden im Schnitt pro Jahr mit mehr Gewalt und Tod konfrontiert als die meisten Menschen in ihrem gesamten Leben. Und nicht nur im Vollzugsdienst lauern viele Ursachen psychischer Belastung. Aber wie wird denjenigen geholfen, die bei ihrer Arbeit ihre Psyche aufs Spiel setzen?

Die Police Grand-Ducale ist mit ihren knapp 3.030 (Stand 2022, davon ca. 660 Zivile) Angestellten einer der größten Arbeitgeber in Luxemburg. Gleichzeitig ist die Polizei eine der Berufsgruppen, die am meisten Faktoren psychischer Belastung ausgesetzt sind. Als Polizist*in muss man sich in viele Rollen versetzen, während die Erwartungen groß und der Spielraum für Fehler klein sind. Und selbst wenn Polizeibeamt*innen alles richtig machen, bleibt der Tadel nicht aus. Oder haben Sie sich noch nie über eine Polizeikontrolle im falschen Moment aufgeregt?

Betrübende Emotionen

Marc Stein ist der Chef des psychologischen Dienstes der luxemburgischen Polizei (Service psychologique, Abk. SPSY). Er und seine Einheit aus zwei weiteren Psychologen und einem Polizisten bieten Präventionsmaßnahmen und freiwillige Gesprächstherapie für alle Polizist*innen an. Bislang sei die Truppe gut aufgestellt, solange die Zahl an Therapiebedürftigen nicht weiterwächst. In seinen 26 Jahren beim SPSY hat Stein einiges miterlebt und war bereit dem Lëtzebuerger Journal zu erklären, wie es um die Hilfe für die Helfenden steht.

Am Tag des Interviews mit Marc Stein erschien auch ein Interview zum Thema Polizeigewalt mit Marlène Negrini, der Präsidentin der Polizeigewerkschaft, sodass dies prompt zum Thema wurde. "Polizeigewalt ist ein stark polarisierendes Thema, welches sofort subjektive und sehr parteiliche Interpretationen von allen Seiten fördert", erklärt uns Stein, "in Hessen haben sie deswegen zum Beispiel bei Demonstrationen Lautsprechereinheiten eingeführt, die die Demonstranten umgehend bei Festnahmen aufklären, nach dem Motto 'dort drüben wurden fünf Leute festgenommen, weil sie Fenster eingeschlagen haben'." Dass Polizeigewalt vorkäme, das wäre nichts Außergewöhnliches. Auch könne es passieren, dass sie nicht gerechtfertigt wäre. Wer könne schon behaupten, dass sie*er nicht schon mal ausgeflippt ist, ob im Verkehr oder zuhause, verbal oder physisch? Konflikte lösen ohne Ausbrüche, das sei nicht immer möglich.

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