Kranke, die es nicht sind: Das Problem mit dem zunehmenden Absentismus
Von Laura Tomassini, Lex KlerenStatistiken zeigen: Immer mehr Arbeitnehmer*innen sind häufig oder lange krankgeschrieben. Zu den wirklich Kranken gesellen sich aber auch jene, die von medizinischen Attesten profitieren und dies kommt nicht nur ihre Arbeitgeber*innen, sondern die gesamte Gesellschaft teuer zu stehen.
1.178,4 Millionen Euro, so viel kostete die krankheitsbedingte Arbeitsabwesenheit von Arbeitnehmer*innen des Luxemburger Privatsektors im Jahr 2023, sprich ganze 51 Prozent mehr als noch vier Jahre zuvor, also vor Covid. Laut dem jährlichen Bericht der Generalinspektion für soziale Sicherheit (IGSS) wurde der Großteil, also 824,9 Millionen Euro davon, von Luxemburgs Arbeitgeber*innen gezahlt, denn diese übernehmen die Lohnfortzahlung bei Krankheitsausfall während bis zu 13 Wochen der Abwesenheit. Die restlichen 353,5 Millionen entstammen der Konten der Luxemburger Krankenkasse, kurz CNS, welche das Krankengeld bei längerem Ausfall stemmt.
Im Bericht nicht erfasst werden die Daten für Arbeitnehmer*innen mit unbegrenzter Lohnfortzahlung, sprich Angestellte und Beamt*innen des öffentlichen Dienstes und der Kommunen, so dass die Zahlen nur einen Teil des Ist-Zustands widerspiegeln. Dieser ist derzeit alarmierend, denn die Statistiken zeigen: Von Jahr zu Jahr wird die Fehlzeitenquote höher und auch der verdächtigte Missbrauch von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen steigt. Wer sich nun beim Lesen der oben genannten Zahlen erschlagen fühlte, kann wohl nachempfinden, warum der sogenannte krankheitsbedingte Absentismus auch bei Unternehmensleiter*innen für Bauchschmerzen sorgt.
Wie ein Domino-Effekt
Fehlen Arbeitskräfte im Tagesgeschäft, leidet nämlich nicht "nur" die Wirtschaft, sondern auch das soziale Miteinander im Betrieb, denn zu den direkten, messbaren Kosten von Krankheitsausfällen gesellen sich jene, die man eben nicht in einer Statistik wiederfindet. "Nicht der krankheitsbedingte Urlaub an sich tut weh, denn 80 Prozent der Gehaltskosten werden uns von der Mutualität der Arbeitgeber erstattet. Es sind die ganzen Gebühren rundherum, die dadurch anfallen", erklärt Constantin Jacques, Leiter des gleichnamigen Tischlerei-Betriebs.
Mit 21 übernahm Jacques 2001 das Unternehmen aus Foetz, das heute in Bartringen und Niederanven ansässig ist. Aus anfänglichen fünf Mitarbeiter*innen sind inzwischen 22 geworden; mit seiner Größe sind allerdings auch die Sorgen des Betriebs gewachsen. "Früher hatten wir eine positive Fehlzeitenquote, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass Krankheitsausfälle unsere Aktivitäten je bedeutend gestört hätten. Seit Covid ist die Stimmung allerdings eine andere, und das nicht nur bei uns", so Jacques. Gleich drei Burnouts musste der Firmenleiter in den vergangenen Jahren registrieren, jedes Mal bei Büropersonal, dessen Abwesenheit einen ganzen Rattenschwanz nach sich zieht. "Burnout ist ein Phänomen, als würde ein Auto gegen einen Baum krachen. Von heute auf morgen fehlt eine Person und man hat als Arbeitgeber keine Ahnung, ob und wann sie wiederkommt."
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