Eine neue Ausbildung sorgt im Tattoo-Milieu für Vorfreude, denn ab diesem Jahr wird der Beruf des*der Tätowierer*in hierzulande offiziell anerkannt. Im Piercing-Bereich ist dies aktuell (noch) nicht der Fall. Teil Zwei der Experten-Analyse.
Ab September können sich Tattoo-Interessierte ganz formal in der Schule ausbilden lassen. Der berufsbegleitende DAP (Diplom über die berufliche Reife) Tattoo gilt als kleine Revolution im Milieu, denn nirgends sonst auf der Welt existiert eine staatlich organisierte Ausbildung für Tätowierer*innen. Dass sich im Tattoo-Bereich nun etwas bewegt, wirft auch Fragen bezüglich anderer, mit der Tattoo-Kultur verknüpften Branchen auf. In vielen Studios wird nämlich nicht nur tätowiert, sondern ebenfalls gepierct – ein Metier, das bis dato noch recht wenigen Regeln unterliegt. Einer, der sich dennoch national und international stark für seinen Berufsstand einsetzt, ist Steven Kolling.
2018 machte sich der Piercer, der aktuell im Studio Mindbomb Avenue in Grevenmacher sticht, selbständig. Gelernt hat Kolling über zwei Jahre ganz klassisch in einem Piercingstudio in Deutschland. "Man fragt halt nach, ob die einen ausbilden wollen", so der Piercer. Eine anerkannte Ausbildung für den Berufsstand gibt es nicht. "In Luxemburg muss man drei Jahre in irgendeinem Beruf gearbeitet haben, um ein Studio öffnen zu können und es gibt das 21-Stunden Seminar von Marion Thills Hair Beauty Tattoo Guild Luxembourg zu Hygienevorgaben, aber ansonsten existieren hierzulande keine Regelungen", erklärt Kolling.
Die Vor- und Nachteile von Gesetzen
Es sei schwierig, die Arbeit in Studios korrekt zu regulieren und demnach eine entsprechende Ausbildung, wie sie nun für angehende Tätowierer*innen ausgearbeitet wurde, anzubieten, findet der Piercer. Vieles müsse man sich einfach selbst beibringen oder vom Zuschauen lernen, anderes bedürfe Vorschriften, um so die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen. "Wir haben eine riesige Verantwortung gegenüber unseren Kunden, Regulierungen und Gesetze sehe ich aber mit gemischten Gefühlen", meint der Piercer. Einerseits seien Vorschriften bezüglich angewandter Hygienekonzepte oder bestimmte legale Altersbegrenzungen ein absolutes Muss, andererseits hinken Gesetze den Entwicklungen auf dem Markt oftmals hinterher und können so den Fortschritt hindern: "Ich denke, es braucht schon ein gewisses gesetzliches Grundgerüst, aber alles, was zu sehr in unsere Arbeitsabläufe eingreift, schränkt uns als Professionelle in unserer Entwicklung ein."
Vieles, was noch vor ein paar Jahren als gängiger Gebrauch galt, ist heute überholt, denn das Wissen zu Stichtechniken und Narbenverhalten entwickelt sich stetig weiter. Kollings persönliches und berufliches Ziel ist es dennoch, der Kunst seines Berufes so gerecht zu werden, wie nur möglich. "Piercen ist für mich eine Passion, deshalb will ich meinen Kunden nur das Beste anbieten." Im High Quality Bereich zu arbeiten, verlangt strenge Hygienestandards, eine sich immer weiter entwickelnde Technik sowie Schmuck, der nicht nur von internationalen Gremien zertifiziert, sondern auch für die Kund*innen 100 Prozent sicher ist.
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