Fan-Sein zwischen Bewunderung und Wut

Von Sarah RaparoliMarc LazzariniLex Kleren

Fan zu sein bedeutet schon lange nicht mehr, die Wände mit Postern zuzukleistern. Fan-Liebe hat sich weiterentwickelt und kann teils große Ausmaße annehmen. Kommt es zu schwerwiegenden Vorwürfen, kann diese Zuneigung erlöschen – oder durch Höhen und Tiefen bestehen bleiben. Wir haben uns mit Fans und Expertinnen unterhalten.

"Ich bekam damals den iPod meines Vaters, auf dem superviel Musik gespeichert war. Unter anderem von Adele. Ich war sofort geflasht." Valentine erinnert sich an ihr 12-jähriges Teenie-Ich zurück, als sie dieses Gefühl der Faszination und Begeisterung packte und sie in den Bann einer wildfremden Person gezogen wurde. "Wir hatten im Garten eine Station stehen, auf der ich den iPod anbringen konnte, um laut Musik zu hören. Das habe ich fast täglich gemacht." Später beginnt sie Gitarre zu spielen und Adeles Songs nachzusingen. "Ich konnte ihr erstes Album schnell auswendig." Auch wenn das Interview über Telefon stattfindet, ist Valentines Begeisterung unüberhörbar. "Sie hat eine Wahnsinnstimme und beherrscht eine enorme Technik beim Singen."

Die 27-Jährige ist nicht nur von der Musik, sondern auch der Person "Adele" Fan. "Ich finde sie als Mensch superfaszinierend. Die Fans sind ihr treu, sie vertrauen ihr. Ich glaube, es gibt nicht viele Artisten, die alle fünf Jahre neue Musik veröffentlichen und die jedes Mal Hits landen wie sie." Valentine bezeichnet sich nicht als Super-Fan, deshalb respektiere sie auch die strikte Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatleben ihrer Lieblingssängerin. "Sie ist Mutter und macht alles so diskret. Dieses Diskrete ist Teil davon, weshalb ich sie so feire. Ich schätze das." Ihre Fan-Liebe ziehe sich mittlerweile über 15 Jahre, trotzdem habe sie es noch nie auf ein Konzert des Superstars geschafft. "Ich war auf einem Online-Konzert, und da habe ich schon geweint. Ich kann mir also nicht vorstellen, wie es sein wird, falls ich es je hinbekomme, sie live zu sehen. Das steht auf meiner Bucket-Liste."

Warum sie Adele noch nie live gesehen hat? Wie sie bereits selbst gesagt hat: Sie sei kein Super-Fan und sehe nicht ein, eine Unmenge an Geld für ein Konzert auszugeben. Denn es ist nicht nur das Ticket – Reise und Unterkunft müssen auch bezahlt werden. "Das macht mich manchmal etwas wütend", ergänzt Valentine. "Diese Unerreichbarkeit. Es kommt selten neue Musik und werden dann Konzerte angekündigt, sind die Tickets superschnell vergriffen oder es ist zu teuer oder nicht in der Gegend." Aktuell tritt Adele regelmäßig in Las Vegas auf. "Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt zu gehen. Aber dann dachte ich mir, dass alles seine Grenzen hat. Das war mir dann doch zu wild."

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