Die Schmerzen, die wir teilen

Von Audrey SomnardLex Kleren Für Originaltext auf Französisch umschalten

Der Verlust einer nahestehenden Person gehört zum Leben. Ebenso wie darüber zu sprechen. Aber nach einiger Zeit lässt der Schmerz bei manchen Menschen nicht nach und das Umfeld ist nicht immer verständnisvoll. In Trauercafés kann man ganz einfach und ohne Tabus über seine Trauer sprechen.

Aus der Ferne sieht die kleine Gruppe aus wie Freund*innen, die in einem Café etwas trinken. Es wird gelächelt, manchmal gelacht und diskutiert, aber wenn man näher herangeht, werden die Emotionen sichtbar. Seit einigen Monaten organisiert Patricia Ferrante, Sophrologin und Ausbilderin in der Begleitung von Trauerfällen und Lebensabschnitten, sogenannte Trauercafés. Wir besuchten zwei Veranstaltungen, eine im April im Café Bouneweger Stuff in Bonneweg und eine im Juni im Rétro Bistrot in Bettemburg-Livingen. Die Sophrologin bietet diese Cafés alle zwei Monate an, die Teilnahme ist kostenlos (Getränke nicht miteinbegriffen): „Der Tod ist eine universelle Erfahrung, die alle Menschen in verschiedenen Lebensphasen betrifft, aber das Erleben bleibt persönlich. Das Trauercafé ist kein therapeutischer Raum, es handelt sich nicht um einen Kurs über Trauer“, erklärt die Betreuerin.

Jahrestage oder schwierige Zeiten während des Jahres

Das Konzept ist nicht neu, aber sie wollte es nach Luxemburg bringen, um die bestehenden Strukturen zu bereichern und einen Raum für Gespräche anzubieten: „Das Trauercafé wird an einem weniger formellen Ort veranstaltet, wo ich dafür sorge, dass die Atmosphäre wohlwollend und urteilslos bleibt. Manchmal haben die Trauernden ihr Umfeld ermüdet und das hat keine Lust mehr, zuzuhören. Die ersten Monate sind schwierig und bei manchen Menschen kommt erst mehr als ein Jahr nach dem Verlust eines Angehörigen der Wunsch auf, darüber zu sprechen. Das Trauercafé ermöglicht dies.“ Patricia ist zwar die Organisatorin, aber nach einer kurzen Einführung spricht sie während der Sitzung letztlich nicht viel. Das Wort ist weitgehend den Teilnehmer*innen vorbehalten, die abwechselnd berichten und auf die Erfahrungen der anderen eingehen.

Jede Geschichte ist anders und Jahrestage oder Jahreszeiten können Erinnerungen wecken und den Wunsch, über den verstorbenen Angehörigen zu sprechen, verstärken. Patricia Ferrante wünscht sich, dass auch das Pflegepersonal stärker für dieses Thema sensibilisiert wird, denn ihrer Meinung nach ist die Art der Überbringung der Todesnachricht entscheidend für die Angehörigen: „Das medizinische Personal ist nicht immer gut darin geschult, einen Todesfall zu verkünden, dabei ist es das, was die Familie prägt und woran man sich immer erinnern wird. Deshalb biete ich Schulungen in dieser Richtung an. Es gibt psychologische Betreuung, Gesprächsgruppen in spezialisierten Vereinen, aber das Trauercafé ist noch einmal etwas anderes.“

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