Robert Goeres ist Unternehmer, Familienvater und leidenschaftlicher Firmenleiter. Der Mann an der Spitze von Goeres Horlogerie wurde bereits ins Geschäft hineingeboren, musste sich aufgrund seiner Dyslexie und weil er andere Visionen hatte wie sein Vater aber oft durchboxen. Ein Unterfangen, das ihm bis heute erfolgreich gelingt.
"Ich arbeite mittlerweile nur noch halbtags, also zwölf Stunden pro Tag und nur sechs Tage die Woche, aber glücklicherweise arbeitet meine Frau auch 60 Stunden und dadurch sind wir der Konkurrenz immer einen Schritt voraus." Robert Goeres blickt zum – ungelogen – zehnten Mal aufs Handy. "Ganz kurz", meint der Unternehmer und tätigt schnell einen Anruf – den mindestens fünften während des Gesprächs. Ganz gelassen schlürft er seinen frisch gepressten Saft bei Gino, der italienischen Bar direkt um die Ecke seines Rolex-Shops in der städtischen rue Philippe II, winkt bekannten Passant*innen zu und beantwortet dazwischen teils berufliche, teils private Fragen, ganz der Business-Mann eben.
Seit 2001 steht Goeres an der Spitze jenes Betriebes, dessen Fundament bereits sein Vater legte. 1956 eröffnete Raymond Goeres nämlich ein kleines Geschäft auf Belair, dem Heimatort der Familie, und verkaufte dort bekannte Schweizer Uhren. Robert Goeres wuchs demnach von klein auf in die Welt der schicken Accessoires hinein. "Irgendwo habe ich noch ein Foto von mir, auf dem ich bereits in der Wiege einen Rolex-Katalog durchblätterte", erinnert sich der heute 52-Jährige. Goeres glaubt zwar nicht an Schicksal per se, jedoch daran, dass der Ort und das Jahr, an und in dem man geboren wird, alles anschließende definieren, "man muss nur wissen die Möglichkeiten zu nutzen, die einem im Verlauf des Lebens geboten werden".
Auch mal abschalten können
Seine "work balance", wie Goeres sie nennt, besteht aus drei Geboten: Arbeit – "von Nichts kommt auch Nichts" –, Kreativität – "wenn man alles hat, wird man träge" –, und Teamwork – "denn man ist nur so schnell, wie der Langsamste im Team". Eigentlich sind es aber vier Gebote, denn auch ein vielbeschäftigter Geschäftsmann braucht mal eine Pause. "Ich mache jeden Morgen mindestens 30 Minuten Sport im Freien, das gibt mir die nötige Balance", sagt Goeres. In seinem Zuhause im Ösling ist er direkt in der Natur, regelmäßig radelt der 52-Jährige zudem zur Arbeit, egal bei welchem Wetter. "Man muss abschalten können, egal wann und wo. Wenn man es fertigbringt, innerhalb von zwei Minuten komplett ruhig zu werden, dann hat man den Dreh raus."
Den "Dreh" lernte Goeres bereits als kleiner Junge, denn die Familie war seit jeher der Ursprung seines Interesses für Business, vor allem sein Vater. Zu diesem hatte Goeres stets ein sehr komplexes Verhältnis. "Hat mein Vater es geliebt Tennis zu spielen, konnte ich alles außer Tennis. Liebte er Golf, habe ich es gehasst und nur ein einziges Mal mit ihm gespielt, um ihn zu besiegen." Nachdem Goeres Ende der Neunziger dem Familienbetrieb den Rücken zukehrte und eine eigene Firma namens Synchrone gründete, führte sein Weg ihn ein paar Jahre später zurück zu Goeres Horlogerie – jedoch nicht ohne die ein oder andere Hürde. "Mein Vater war ein Einmann-Betrieb und ich dachte nach der Schule, ich wüsste alles besser als er. Es herrschte der typische Generationskonflikt zwischen uns beiden, es gab Diskussionen und Clashs, aber bei uns wurden nie Türen geknallt und später war mein Vater mein bester Berater."
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