Den Reparaturreflex trainieren

Von Christian BlockLaurent Sturm

Während der Elektroschrott-Berg weiter wächst, vermehren sich die Repair-Initiativen im Land. Nicht weniger als 72 Reparatur-Cafés fanden im vergangenen Jahr statt. Ein Vor-Ort-Gespräch mit Jean Reichert, Mitglied im Komitee des Vereins Repair Café Luxemburg.

Dieser Artikel wird dir gratis zur Verfügung gestellt. Wenn du unser Team unterstützen willst, schließe jetzt ein Abo ab.

Kaum hat das Repair-Café geöffnet, stehen die ersten bereits Schlange. Ein Wäscheständer mit defektem Knie, ein CD-Player mit blockiertem Laufwerk, ein Toaster aus den 50er-Jahren, auf den seine Eigentümerin schwört, weil er seinen Zweck besonders schnell erfülle: Diese und andere Alltagsgegenstände haben Menschen am 13. Januar ins Capellener Kulturzentrum gebracht in der Hoffnung, sie wieder in Gang bringen zu können. Denn: Sie zu entsorgen zu müssen, das wäre schade, berichteten einige Besucher*innen dem Journal vor Ort.

Eine Frau hat ihren Staubsauger mitgebracht, der nicht mehr richtig saugt. In ihrer Familie habe man immer großen Wert daraufgelegt worden, Dinge wieder instand zu setzen. Ihr Vater habe ihr dabei immer geholfen, erzählt sie. Doch weil der heute weit weg wohnt und sie nicht weiterkommt, hat sie sich an die Hilfe des Repair-Cafés gewandt. An diesem Nachmittag stehen 13 Ehrenamtliche mit unterschiedlichen Profilen, reichlich Werkzeug und allerlei Hilfsmitteln bereit, den Besucher*innen mit ihren Anliegen zu helfen.

Wegwerf- und Neukaufreflexe mithilfe von Know-How und Fingerfertigkeit infrage zu stellen, um so Ressourcen einzusparen, diesem Ziel hat sich Repair Café Lëtzebuerg verschrieben. In Capellen haben wir Jean Reichert getroffen. Er sitzt im Komitee des gemeinnützigen Vereins und koordinierte die Veranstaltung, die von der Umweltkommission der Gemeinde Mamer organisiert wurde.

Lëtzebuerger Journal: Jean Reichert, was ist ihr beruflicher Hintergrund?

Jean Reichert: Als Ingenieur habe ich mein ganzes Leben in der Industrie gearbeitet, sowohl im Maschinenbau als auch in der Automatisierungstechnik. Mit den Dingen, die die Leute ins Repair-Café bringen, hatte ich weniger zu tun.

Kann man Sie als "Kniwwler" bezeichnen, als jemanden, der die Herausforderung nicht scheut, ein Gerät auseinanderzunehmen, um das Problem zu identifizieren und wieder instandzusetzen?

"Kniwwler" kann man es schon nennen, weil es sich einerseits nicht um meinen Hauptberuf handelt und man andererseits schon manchmal "kniwwelen" muss, um sich Zugang zu den Geräten zu verschaffen, besonders dann, wenn sie dermaßen geschützt sind, damit nur niemand drankommt. Es gibt auch Produkte, bei denen die Absicht besteht, sie gar nicht reparieren zu können und die entsorgt werden müssen. Dagegen arbeiten wir an.

Freier Zugang zum Rest des Artikels

Du kannst diesen Artikel kostenlos abrufen, wenn du unseren Newsletter abonnierst, der zweimal pro Woche versandt wird. Du brauchst außerdem ein Journal-Konto.

Du hast bereits ein Konto?

Einloggen