Urban Bulldogs Against Kids Abuse, kurz Ubaka, so nennt sich eine weltweit aktive Bikervereinigung, die sich gegen Mobbing und Missbrauch von Kindern einsetzt. Auch in Luxemburg hat vor drei Jahren ein sogenanntes Chapter von Ubaka sein Zuhause gefunden und greift dort ein, wo die Bürokratie versagt.
Mit Bauchschmerzen und Kopfweh dachte Timo (Name von der Redaktion geändert) jeden Morgen an den Gang zur Schule. Während Monaten warteten auf ihn dort zwei seiner Klassenkameraden, nicht aber zum gemeinsamen Kicken im Pausenhof, sondern um ihn mit Wörtern und Stößen zu schikanieren. Mobbing in der Schule ist in Luxemburg keine Seltenheit, denn wiederholte Anfeindungen, seien es verbaler oder physischer Art, gehören zur Top Vier der Gründe, weshalb sich Schüler*innen beim zuständigen psychologischen Dienst ihres Campus' melden.
Erst am vergangenen 7. Juni kursierte in den Sozialen Medien ein Video, auf dem eine Gruppe Jugendlicher zu sehen war, die gemeinsam ein junges Mädchen vor laufenden Handykameras demütigten. Hänseleien, Anspucken, Tritte, WhatsApp-Nachrichten – all dies müssen Opfer von Mobbing über sich ergehen lassen, meist ohne dass die Übergriffe von Erwachsenen bemerkt werden. "In Luxemburg muss erst wirklich etwas passieren, bevor etwas unternommen wird", beklagt Timos Mutter. Während Monaten meldete sie die Mobbingattacken auf ihren Sohn bei dessen Lehrer*innen und Schule – ohne Erfolg. "Es wurde einfach Nichts unternommen und dies, obwohl ich regelmäßig Atteste vom Arzt vorlegen konnte."
Konfliktlösung mal anders
In der Schule wurde der Sechstklässler mehrfach die Treppe heruntergestoßen, nach L.A.S.E.P.-Sportstunden (Ligue des Associations Sportives de l'Enseignement Primaire) kam er regelmäßig mit blauen Flecken, Prellungen oder blutender Lippe nach Hause. "Wir hatten uns sogar bei einer Mobbing-Vereinigung gemeldet, aber diese verlangte von uns, über einen längeren Zeitraum ein Mobbing-Tagebuch zu führen. Das dauert alles viel zu lange. Bis der ganze Papierkram durch ist, kann es schon zu spät sein", findet Timos Mutter.
Nachdem ihre Versuche über den konventionellen Weg gescheitert waren, wählte sie eine andere Route und brachte die Biker*innen von Ubaka ins Spiel. Eine Woche lang begleiteten die Mitglieder der Urban Bulldogs Against Kids Abuse den Jungen zur Schule und hinterließen so sowohl bei seinen Mitschüler*innen, als auch der Schulleitung einen bleibenden Eindruck. "Als wir erst einmal da waren, kam Bewegung ins Dossier", meint René, einer der Ubaka-Biker. Während das Auftreten der Motorradfahrer in ihren Lederkutten zuerst Abneigung beim Lehrpersonal provozierte, konnten die Biker schließlich einen Dialog zwischen den betroffenen Parteien herstellen und so den Konflikt fürs Erste beruhigen.
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