Alles andere als eine Zweck-WG

Von Sarah RaparoliLex Kleren

Wohngemeinschaften kennen die meisten aus ihrer Zeit an der Universität im Ausland. Die wenigsten würden zurück in ihrer Heimat erneut in eine WG ziehen. Vielen bleibt jedoch ausschließlich diese Art des Zusammenlebens. Oder sie entscheiden sich bewusst dafür. Zu Besuch bei einer Sechsköpfigen-WG in Limpertsberg.

Das Haus in einem eher ruhigeren Teil des Viertels Limpertsberg – einige würden diese Gegend wohl auch nicht mehr als Limpertsberg bezeichnen – fällt nicht besonders auf. Es reiht sich problemlos an die anderen Einfamilienhäuser in der Straße ein. Dennoch würden die meisten davon ausgehen, dass hier eine wohlhabende Familie leben muss, um sich dieses Haus an diesem Standort leisten zu können. Dem ist nicht so. Seit 2016 wohnen hier mehrere Menschen zusammen. Die Konstellation habe sich über die Jahre immer wieder verändert, wie uns Nora, eine der aktuellen Bewohner*innen erzählt. „Freunde von Cathy haben die WG gegründet“, meint die Erzieherin, der Blick wandert zu ihrer Nachbarin Cathy, die zustimmend nickt. „Das Witzige ist: Als ich mich auf die Anzeige meldete, wusste ich nicht, dass es die Wohngemeinschaft meiner Freunde ist“, erwidert Letztere und lacht. „Ich war davor schon einige Male hier gewesen, aber auf den Fotos habe ich das Haus nicht wieder erkannt. Als ich vor der Tür stand, dachte ich: ‚Moment, das kommt mir bekannt vor‘“, wie die angehende Ärztin rückblickend berichtet.

Die Nummer 61

„Als ich mich meldete“, erzählt Sophie, die am großen hölzernen Tisch im Esszimmer Cathy gegenübersitzt, „wurde Cathy ausgewählt. Ich musste warten, bis eine weitere Person auszog, damit ich endlich einziehen konnte“. Sie arbeitet im Naturmuseum in der Hauptstadt und ist mit ihrem Einzug letzten Mai der rezenteste Zugang. Entweder über Facebook oder durch Mundpropaganda haben alle ihren Weg zum Haus mit der Nummer 61 gefunden, so auch Sorcha und Mich. „Wir haben noch immer Kontakt mit einigen Gründern“, entgegnet Mich. „Max ist die ewige Konstante. Mit ihm war fast jeder irgendwann einmal in Kontakt. Pepe kenne ich auch sehr gut. Er arbeitet im Café Renert und ich schaue regelmäßig dort vorbei.“

Sorcha kommt aus Irland und hat vor ihrer Ankunft in Luxemburg mit ihrem Freund in Wien gelebt. Sie kann, wie sie berichtet, vom Esszimmer aus auf ihren Arbeitsplatz auf Kirchberg blicken. „Als ich einen Job in Luxemburg an Land zog, brauchte ich natürlich auch eine Unterkunft“, erzählt die Rechtslinguistin. „Als ich jedoch die Preise der Wohnungen und Immobilienagenturen sah, dachte ich mir: ‚Wie teuer ist das?‘ Ehrlich gesagt sind die Maklergebühren das Schlimmste. Das war für mich der ausschlaggebende Punkt, mich nach einer WG und nicht nach einer eigenen Wohnung umzusehen.“ Vor ihr habe eine andere irische Frau hier gelebt. „Die Iren finden sich immer. Sie ist mittlerweile eine gute Arbeitskollegin von mir.“

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